Mein erster Marathon – Oder: Mein Kampf mit mir

42,195 km – 21. Oktober 2012 – Palma de Mallorca – 3:31:58 Std. (oder 5:01 Min. pro Kilometer)

Von Dieter Brodowski

Also hätte mir einer vor zwei Jahren gesagt, dass ich jemals einen Marathon laufe, ich hätte ihn ausgelacht. Vor ca. 2 Jahren bin ich zu den Lauffreunden gegangen. Die Aufnahme lief sehr freundlich. Beim ersten Training habe ich mich gewundert, dass man sich auch noch beim Laufen unterhalten kann. Heute weiß ich, dass es geht. Ich wollte mich auf max. 5 km oder 10 km trainieren. Aber das sollte sich schnell ändern. Das regelmäßige Training brachte mir sehr schnelle Lauferfolge.

Im letzten Jahr bin ich dann den ersten Halbmarathon in Köln gelaufen. Meine kurze Vorbereitung mit Martin Schulte brachte mir den ersten Erfolg. Ich lief den ersten Halbmarathon in 1:39:48 Std., für mich eine absolut persönliche Bestzeit.

Für den Marathon habe ich mir einen erfahrenden Läufer ausgesucht. Mit Thomas Klink (Turbo) haben wir nach einem geeigneten Trainingsplan gesucht.

Der Lauf sollte auf Mallorca stattfinden. Ein sehr anspruchsvoller Lauf, wie sich noch herausstellen sollte.

Das Training

Bei der Suche nach einem Trainingsplanes haben wir darauf geachtet, dass die Zielzeit dem entspricht, was ich auch persönlich erreichen kann. Nach ein paar Trainingsläufen haben wir uns entschieden, die Zeit von 5 Min./km zu laufen. Schnell war ein Trainingsplan für 10 Wochen gefunden. Die ersten Läufe im Training waren sehr angenehm, und ich fühlte mich wohl dabei. Das änderte sich aber beim ersten 30 km-Lauf. Schlechte Vorbereitung und hohe Temperaturen brachten mich schnell an meine Grenzen. Ich hatte am Trainingstag wenig gegessen und getrunken. Außerdem hatte ich auch noch wenig zu Trinken dabei. Das war eine Erfahrung, die man nicht unbedingt braucht. Aber gut, dass es mir im Training passiert ist.mallorca1

Thorsten Bücker, der in Essen den Marathon laufen wollte, schloss sich unserem Training an. Das weitere Training verlief alles nach Plan. Im Trainingsplan standen 2 Wettkämpfe, die wir in einer bestimmten Zeit erreichen mussten. Diese waren ein Test für den Marathon.

Zuerst war der 10 km-Lauf in Dortmund dran. Bei milden 31 Grad starteten wir den Lauf. Das Ziel war,  die 10 km in 45 Min. zu laufen. Ich musste mir eingestehen, dass mir das Wetter und auch die Steigung beim Citylauf in Dortmund nicht lag. Ich habe das Ziel mit Mühe erreicht. Leider waren meine beiden Trainingspartner deutlich vor mir im Ziel.

Als letzter Test fand nun der Halbmarathon in Bertlich statt.

Die Vorgabe des Trainingsplanes war eine Zeit von 1:40 Std.  Wir wollten dann den km in 4:45 Min. laufen.  Aber klar war auch, dass wir diesen Lauf zusammen laufen wollten.  Also , der Startschuss fiel und wir liefen los. Schnell stellte sich für mich heraus, dass wir sehr viel schneller unterwegs waren. Nach ca. 6 km protestierte ich heftig mit Thomas und Thorsten. Da ich aber kein Gehör fand und ich mir sagen lassen musste, dass beim Wettkampf alles anders ist als im Training, habe ich für mich beschlossen, das Tempo heraus zu nehmen. Mit Aufmunterungen der beiden lief ich dann doch weiter,  km für km. Turbo musste das Tempo dann doch nach ca. 13 km verletzungsbedingt herausnehmen. Thorsten und ich liefen das Tempo weiter. Wir hatten uns einer Gruppe angeschlossen, die das gleiche Tempo liefen. Nach 16 km dachte ich, dass mich meine Kräfte verließen, aber Thorsten hat mich wieder aufgebaut, und ich hielt das Tempo. Als dann die Diskussion aufkam, zum letzten km noch das Tempo zu erhöhen, wäre ich bald gestorben. Im Stadion angekommen wurde das Tempo noch einmal erhöht. Da habe ich gedacht, ich laufe auf einem Laufband und komme nicht voran. Auf der nassen Aschebahn wurde jeder Meter zur Qual. Die Zeit wurde dann bei 1:35:50 Std. für mich gestoppt. Persönliche Bestzeit für mich, ich freute mich und nach einem Bier war der Lauf schon vergessen. Drei Tage später habe ich dann noch ohne Absprache mit den anderen einen 5 km-Lauf absolviert. Mit 20:39 Min. habe ich wieder eine persönliche Bestzeit gelaufen. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass Turbo und Thorsten nicht damit einverstanden waren, außerhalb des Trainingsplanes noch zusätzlich einen Wettkampf zu laufen. Ok , die letzten 2Wochen habe ich mich dann auch an den Plan gehalten.

Der Lauf

Morgens um 6:00 Uhr klingelte der Wecker, ich stehe auf und der erste Weg war zum Fenster. Es ist trocken,  aber der Wind ist stark, Also keine guten Aussichten. Am Abend vorher hatte es noch stark geregnet. Also machten wir uns fertig für den Lauf. Um 6:30 Uhr gab es Frühstück. Danach fuhren wir mit dem Bus zum Lauf. Es gab noch ein paar ermunterte Worte von Jürgen Korvien , danach noch das Gruppenbild und dann ging es zum warmmachen. Kurz vor neun Uhr stellten Turbo und ich uns in das Startfeld. Die Spannung stieg! Noch mal in Gedanken die Checkliste durchgegangen und die Uhr gestellt. Dann war es soweit. Pünktlich um 9:00 Uhr fiel der Startschuss zum Marathon.

Die ersten 10km führten uns von der Kathedrale vorbei zum Hafen herunter. Nach einem Wendepunkt ging es zurück zur Kathedrale und durch die Altstadt. Die Wege durch die engen Gassen waren schön anzusehen. Wieder an der Kathedrale angekommen ging es Richtung Flughafen. Nach 21 km fühlte ich mich noch richtig gut. Wir hatten ein Tempo von unter 5 Min./km und waren sehr gut in der Zeit. So langsam machte sich aber der Wind bemerkbar. Er blies wie ein riesiger Föhn durch die Straßen und kam komischerweise, egal wie wir gelaufen sind, immer von vorne.

Turbo nahm das Tempo nach 24 km ein bisschen heraus, so dass ich auf mich allein gestellt war. Ich lief in einer kleinen Gruppe mit, die das gleiche Tempo liefen wie ich. Am Wendepunkt angekommen, ging es am Strand zurück Richtung Palma. Die Wellen schlugen über und wir wurden teilweise gekühlt vom Meer. Ab 33 km merkte ich, wie mir mein Körper signalisierte, dass auch meine Kräfte so langsam zu Ende gingen. Mittlerweile lief ich völlig alleine.

Dann kam für mich der Hammer!!!!!! Der Kopf war stark und wollte auf jeden Fall weiter laufen, aber die Beine waren dagegen. Also habe ich mich selbst angefeuert, km für km. Richtig schlimm war es, die Teilnehmer zu überholen, die gegangen sind. Ich war sehr nahe daran, auch ein paar Schritte zu gehen. Aber der Kopf sagte: „Wenn du jetzt gehst, dann läufst du heute nicht mehr an!“ Also ging ich einen Kompromiss mit mir selbst ein, ich nahm mein Tempo raus. Die letzten km wollten einfach nicht vorüber gehen, ich lief und lief und überholte immer mehr Teilnehmer, die das Tempo herausnehmen mussten oder die nur noch gehen konnten. Ich sagte mir immer: „Nicht gehen, auf keinen Fall gehen!“

So langsam kam die Kathedrale von Palma näher. Eine große Menschenmenge stand am Zieleinlauf und feuerten mich an. Jürgen, Thorsten und Michael hatte ich dann auch im Blick. Ich erhöhte noch einmal das Tempo. Das Ziel im Auge. Noch 200 m – und ich war da, dachte ich. Leider musste ich am Ziel vorbei laufen und noch eine kleine Schleife drehen. Ich glaube, ihr könnt euch nicht vorstellen, was da in mir vorging. Aber „Scheiße“ sagte ich! Die paar Meter schaffe ich jetzt auch noch. Im Ziel angekommen blieb ich stehen und spürte alle Muskeln in meinen Beinen. Jürgen rief sofort: „Nicht stehen bleiben – weiter gehen!“ Der hatte gut reden, dachte ich. Also ging ich so gut wie ich nur konnte zur Verpflegungsstation. Als es anfing zu regnen, dachte ich mir, gehe jetzt lieber duschen. Jürgen kam mir entgegen, und es gab lobende Worte. Auf dem Weg zur Dusche bekam ich solche Krämpfe in den Beinen, dass ich nicht mehr stehen konnte. Zum Glück war Jürgen bei mir, der mir dabei geholfen hat, die Krämpfe wegzudrücken. Nach dem Duschen und einem Glas Bier ging es dann auch meinen Beine wieder besser.

Am nächsten Morgen lief ich dann am Strand 4 km zum Auslaufen, das klappte schon wieder relativ gut.

Ich hoffe dass ich jetzt keinen Läufer damit abgeschreckt habe, einen Marathon zu laufen; es sind meine Gedanken gewesen.

Ich habe in den letzten Wochen viele Tipps gehört und auch teilweise angewendet. Aber eins kann ich euch sagen: „Laufen, laufen musst du den Marathon ganz alleine!“ Und noch eins: „Laufen ist Kopfsache!“

Ich will mich an dieser Stelle bei Turbo und Thorsten bedanken, die mich auf den Marathon vorbereitet haben.

Viel Erfolg bei Euren Läufen!

Dieter

PS.: Ich konnte am nächsten Tag die Treppen rauf und runter gehen. Ein Tipp von mir: „Eine Salbe für die Durchblutung hilft“.

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