Sonntag, 9. Mai 2010 – 12.-Std.-Lauf in Basel – Ein Lauferlebnis[bericht] von Dorothea Pfeffer
Nach einer problemlosen Anreise sind wir gestern Abend gut am Gardasee gelandet. Ich habe die gesamte Fahrt verschlafen, da ich doch ziemlich erschöpft war von der Nacht zuvor. Den Lauf habe ich wirklich gut überstanden, die Beine sind etwas schwer, aber die Muskulatur fühlt sich richtig gut an. Auch sonst tut nichts weh und meine Füße sehen auch nicht so lädiert aus. Der Lauf in Basel war bis ins Detail liebevoll organisiert. Die Verpflegungsstelle war bestens ausgestattet (Pellkartoffeln, Gebäck, Brühe, Warm- und Kaltgetränke, Obst).
Es gab Mahlzeiten für die Begleitpersonen, jeder hatte ein persönliches Betreuerteam, das die gelaufenen Kilometer zählte und die einzelnen Läufer Runde für Runde mit Beifall und Zuspruch anfeuerte, es gab eine kleine Gruppe an der Stecke, die den gesamten Lauf über musizierte, die Strecke war geschmückt mit bunten Girlanden, Fahnen und kleinen Windrädern, eine große Uhr zeigte im Wechsel Temperatur und Uhrzeit, es gab offene Zelte an der Strecke, unter denen man seine Kleidung und Verpflegung trocken lagern konnte.
Wenn das Wetter mitgespielt hätte, wäre alles perfekt gewesen. Kurz vor Start fing es an, in Strömen zu regnen. 2 1/2 Stunden goss es wie aus Eimern und das Wasser konnte auf der Strecke nicht schnell genug abfließen. Meine Klamotten und die Schuhe waren im Nu durch und die Füße fingen an aufzuweichen. Die Temperatur fiel auf 7 Grad und durch den Wind fühlte es sich noch kälter an. Die 24 Std. Läufer hatten am Nachmittag zuvor noch Sonne und 24 Grad. Viele hatten durch den Temperaturwechsel und die Nässe in der Nacht mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Gegen 2:30 Uhr hörte der Regen auf und es blieb anschließend trocken; zum Glück. Ich habe trockene Laufsachen angezogen und wurde schnell wieder warm. Vom Start an wählte ich einen 6 Min.-Schnitt, den ich gut laufen konnte.
Mit der kurzen Runde von 1140 m hatte ich überhaupt keine Probleme, es war schön, immer Läufer um mich zu haben und die Betreuung war dadurch natürlich auch optimal. Als die Kraft zum Schluss nachließ, habe ich es genossen, in jeder Runde an der Verpflegungsstelle in Ruhe ein paar Schritte zu gehen, um zu trinken. Den Laufschritt konnte ich anschließend immer wieder gut aufnehmen. In den frühen Morgenstunden hatte ich aber mit der ungewöhnlichen Startzeit nachträglich etwas Probleme, und ich spürte den fehlenden Schlaf. Ich hatte vor dem Lauf nicht mehr geschlafen und nur die Beine etwas hochgelegt. Mit zunehmendem Tageslicht konnte ich die Müdigkeit zum Glück gut überwinden. Die Sonne kam hervor und erwärmte die Luft bis zum Mittag auf 24 Grad. Mein Schatz versorgte mich zusätzlich mit wechselnder Laufkleidung und einem mit kaltem Wasser getränkten kühlen Schwamm, den er mir in jeder Runde reichte. Dadurch habe ich die Wärme gut überstanden. Er hat mich die gesamte Zeit liebevoll betreut, mir immer wieder Mut gemacht und spornte mich mit seiner Begeisterung an.
Nach etwa 40 gelaufenen km wurde eine Anzeigetafel aufgestellt, auf der man die gelaufenen km und die Platzierungen der ersten 10 Frauen und Männer verfolgen konnte. Ich wusste, dass ich von Anfang an Führende war, zu der Zeit lag ich mit 1 gelaufenen km in Vorsprung. Diesen konnte ich auf 19 km ausbauen. Die Ergebnisse auf der Tafel wurden immer aktualisiert und es war ein tolles Gefühl, meinen Namen an der Spitze zu lesen und zu sehen, wie ich mich immer weiter nach vorne absetzen konnte.
Mental habe ich mich die gesamte Strecke wirklich gut gefühlt. Die kurzen Momente, in denen ich zweifelte, konnte ich jedes Mal zügig überwinden und mich positiv motivieren; also absolut kein Vergleich zu dem 100-er letztes Jahr in Ahrweiler. Körperlich gab es auch keine großen Probleme: Die Muskulatur fühlte sich gut an, keinerlei Krämpfe, außer einer kleinen spürbaren Verspannung im Nackenbereich und keine großen Blasen trotz aufgeweichter Füße. Lediglich der Kreislauf machte kurze Zeit etwas schlapp, aber mit einem Gemisch aus Cola und Haferschleim (echt lecker ;-)) ging es schnell wieder bergauf. Die 100 km-Grenze erreichte ich um 10:19 Uhr. Jeder Läufer, der diese Länge erreichte, erhielt nun ein Fähnchen, das ihn für eine Runde lang begleitete und begeisterten Applaus der Zuschauer auslöste; eine wirklich nette Geste.
Nun begann ich, neue Ziele zu setzen. Ich hatte mir vorab vorgenommen, 100 km + X zu laufen. Die Vorbereitung lief nicht optimal, 7 lange Läufe mit Unterbrechungen ließen vorab keine bessere Prognose zu. Ich hatte noch gut 1,5 Std. zu laufen, meinen Vorsprung zum 2. Platz hatte ich gut ausgebaut, nun wollte ich auch 110 km schaffen. Das es zum Schluss nun noch so gut lief, damit hatte ich nicht gerechnet. Runde für Runde kam ein weiterer km hinzu. In der letzten Runde erhielten wir nochmals eine Fahne, die wir beim Ertönen des Schlusssignals ablegen sollten, damit die Restmeter vermessen werden konnten.
War das ein Gefühl: 12 Std. geschafft und einen Sieg mit nach Hause nehmen. Ich freute mich schon auf die Schlagzeile in der Presse: Dorothea Pfeffer siegt beim 12 Std. Lauf in Basel.
In der letzten Runde schaffte ich noch einmal einen Schnitt von 5:50; dies langte, um die 115 am Ende zu erreichen: 115,339 km und damit Platz 1 bei den Frauen und 3. Platz Gesamt bei 41 Startern. Es ging mir einfach supergut. Die Siegerehrung fand pünktlich um 14:00 Uhr statt. Sie war wie der Lauf insgesamt liebevoll organisiert und gab der Veranstaltung noch den krönenden Abschluss.