Mein belgisches Laufabenteuer – 16. bis 29. Juli 2025
Von Todt G. Willingmann
Am 16. Juli startete ich zu einer Reise, die ich schon lange im Kopf hatte: eine zweiwöchige Radtour durch Belgien, kombiniert mit möglichst vielen lokalen Laufveranstaltungen.
Ich wollte dabei nicht nur Kilometer sammeln, sondern die belgische Laufkultur kennenlernen: kleine Dorfläufe, Trail-Events in den Ardennen und abendliche Volksläufe, bei denen Gemeinschaft oft wichtiger ist als Bestzeiten.
Mein Rad war schwer bepackt, aber die Vorfreude überwog. Im Hinterkopf hatte ich sechs bis sieben Wettkämpfe, die ich innerhalb von 14 Tagen mit dem Fahrrad ansteuern wollte.
16.–17. Juli – Start in Aachen, erste Kilometer
Die erste Etappe führte mich von Aachen nach Maastricht (ca. 40 km). Anfangs noch auf Hauptstraßen, später über kleine Dörfer und erste Steigungen. Mein Gepäck schwankte auf dem Gepäckträger, was das Fahren im Stehen fast unmöglich machte.
Am nächsten Tag standen knapp 100 km bis Namur auf dem Programm. Ein Mix aus Industrie- und Flussradwegen entlang der Maas, mit Gänsen und Enten als gelegentlichen „Verkehrshindernissen“. Übernachtet habe ich erstmals in Namur, Hauptstadt der Wallonie.
Hier bereitete ich mich auf meinen ersten belgischen Lauf vor.
18. Juli – Lesve (12 km Trail)
Mein erster Wettkampf war der „3. Leves Tes Genoux“ in Lesve, nur 15 km von Namur entfernt – allerdings mit ordentlichen Anstiegen auf Hin- und Rückfahrt.
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Start: 19:00 Uhr
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Distanz: 12 km | 198 HM
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Zielzeit: 1:02:36 Std.
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Platzierung: 1. AK V3, 27. Gesamt von 112 Läufern
Der Lauf war ein reiner Traillauf: Waldwege, Wurzeln, Schotter und offene Felder. Die 27 °C und die Schwüle machten es anstrengend. Landschaft genießen? Kaum möglich – zu sehr musste ich auf jeden Schritt achten.
Die Rückfahrt nach Namur war zum Glück bergab. Spät abends konnte ich dann unter die Dusche – glücklich über den gelungenen Auftakt.
19. Juli – Hermalle-sous-Huy (10 km Straßenlauf)
Nach rund 37 Radkilometern entlang der Maas erreichte ich Huy, wo ich in einem alten Schloss übernachtete – mit Blick auf das Kernkraftwerk Tihange, ein kurioser Kontrast.
Mein zweiter Lauf war die 33. Corrida d’Hermalle-sous-Huy, ein klassischer belgischer Dorflauf über vier Runden à 2,5 km:
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Start: 19:00 Uhr
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Distanz: 10 km | 128 HM
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Zielzeit: 46:29 Min.
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Platzierung: 4. AK V3, 56. Gesamt (von 178)
Es nieselte, die Luft war angenehm kühl. Bergauf konnte ich Plätze gutmachen, bergab verlor ich sie wieder. Besonders interessant war die Zielverpflegung: Orangen, Waffeln und trockener Kuchen statt der in Deutschland üblichen Bananen und Iso-Drinks. Keine Medaillen, keine Urkunden – dafür eine entspannte, herzliche Stimmung.
21. Juli – Nationalfeiertag mit Doppelstart
Nach einer Radetappe von etwa 50 km nach Banneux, einem bekannten Wallfahrtsort, stand ein Doppeltag an: morgens Trail, abends Seelauf.
1️⃣ Trail des Croix de Banneux
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Start: 9:30 Uhr
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Distanz: 22,6 km | 670 HM
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Zielzeit: 2:33:08 Std.
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Platzierung: 7. AK V3, 63. Gesamt (119 Starter)
Ein anspruchsvoller Trail mit vielen steilen Auf- und Abstiegen, Bachquerungen und rutschigen Pfaden. Bergauf war ich gut unterwegs, bergab sehr vorsichtig – die Sturzgefahr war mir zu hoch.
2️⃣ Le Tour du Lac Bütgenbach
Nach weiteren 50 km per Rad und kurzer Pause startete ich abends die zweite Herausforderung des Tages:
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Start: 19:00 Uhr
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Distanz: 11,4 km | ca. 70 HM
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Zielzeit: 57:36 Min.
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Platzierung: 6. AK V3, 78. Gesamt (184 Starter)
Die Strecke rund um den See war malerisch und leicht wellig. Pfützen vom Regen sorgten für Rutschgefahr, aber die Abendsonne machte alles wett. Es war der landschaftlich schönste Lauf der Reise.
25. Juli – Villers-le-Temple (10,8 km Dorflauf)
Nach einem wetterbedingt ruhigeren Tag mit rund 70 km Rad kam der nächste Dorflauf – mitten auf einer Kirmes.
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Start: 19:15 Uhr
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Distanz: 10,85 km | ca. 230 HM
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Zielzeit: 56:13 Min.
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Platzierung: 3. AK V3, 72. Gesamt (275 Starter)
Die Strecke war abwechslungsreich: Straße, Wald, Wiesen und kleine Gräben. Zwei Kilometer vor dem Ziel gab es noch einen fiesen Schlussanstieg, der mich einige Plätze gutmachen ließ. Belgischer Dorfcharme pur!
26. Juli – Trail de Dinant (12,85 km)
Der letzte und zugleich spektakulärste Lauf der Tour führte nach Dinant, bekannt für seine Zitadelle und die steilen Felsen an der Maas.
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Start: 19:00 Uhr
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Distanz: 12,85 km | 530 HM
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Zielzeit: 1:26:07 Std.
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Platzierung: 1. AK M60, 51. Gesamt (439 Starter)
Dieser Trail war pures Abenteuer: Seilpassagen, steile Downhills, in Stein gehauene Stufen und am Ende die berüchtigte „Teufelshöhle“ mit mehreren engen Wendeltreppen hoch zur Zitadelle. Adrenalin pur – und ein perfekter Abschluss.
Den geplanten 21-km-Lauf am Folgetag habe ich wegen Schlafmangel und Dauerregen vernünftigerweise ausgelassen.
Rückreise und Fazit
Am 27. Juli gönnte ich mir den ersten Ruhetag seit Reisebeginn. Dann folgten die Rücketappen:
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Dinant – Liège: ca. 100 km
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Liège – Aachen: ca. 52 km
Am 29. Juli endete meine Tour nach insgesamt rund 700 Radkilometern und 6 erfolgreichen Läufen.
Ich habe viel gelernt: über belgische Herzlichkeit, über die Unterschiede bei Volksläufen, und über mich selbst. Belgien ist von außen manchmal rau, innen aber herzlich – genau wie seine Läufe.
Wenn ich die Fotos und Zeiten anschaue, sehe ich vor allem eines: die pure Freude am Laufen. Und wer weiß – vielleicht wird es nächstes Jahr wieder ein belgisches Laufabenteuer geben.
Übersicht der Läufe
Datum | Ort | Distanz | Zeit | Platzierung |
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18.07. | Lesve | 12 km Trail | 1:02:36 | 1. AK V3 / 27. Gesamt |
19.07. | Hermalle-sous-Huy | 10 km Straße | 46:29 | 4. AK V3 / 56. Gesamt |
21.07. | Banneux | 22,6 km Trail | 2:33:08 | 7. AK V3 / 63. Gesamt |
21.07. | Bütgenbach | 11,4 km Straße | 57:36 | 6. AK V3 / 78. Gesamt |
25.07. | Villers-le-Temple | 10,85 km Cross | 56:13 | 3. AK V3 / 72. Gesamt |
26.07. | Dinant | 12,85 km Trail | 1:26:07 | 1. AK M60 / 51. Gesamt |